Shen Yun – Review zur gefeierten chinesischen Tanzshow

Gestern waren wir in Basel, um die chinesische Tanzshow „Shen Yun“, welche im Musical Theater gastierte, zu besuchen.

Wir hatten immer wieder farbenfrohe Trailer mit extrem begeisterten Publikumsstimmen gesehen, etwas, das mich in der Regel zwar neugierig, aber auch misstrauisch macht. Ich wollte gerne wissen, ob mich diese Show ebenso begeistern würde. Chinesische Kunst verspricht immer beinahe schon überirdische Perfektion und der klassische chinesische Tanz enthält neben Elementen aus dem klassischen Ballett auch viel Akrobatik, was sehr vielversprechend klang. Auch die bunten Kostüme und Bühnenbilder wirkten sehr ansprechend. Ich liebe ja Farben! Aber wenn ich ehrlich bin, war mir von Anfang an klar, dass diese Show in mir nicht dieselbe Begeisterung auslösen würde, wie Space Dream zum Beispiel. Musical sind nun mal meine grosse Leidenschaft. Eine Tanzshow muss dann schon sehr speziell sein. Aber es ist natürlich möglich. Riverdance zum Besipiel. Wenn mich die Musik berührt, ist das schon die halbe Miete. Aber mit chinesischer Musik kann ich nicht so viel anfangen. Dennoch war ich optimistisch und bereit, mich verzaubern zu lassen.

Auch diesmal suchten wir uns Outfits, die irgendwie zum Thema passten. Désirée schoss mit ihrer modernen, kreativen Interpretation des chinesischen Themas natürlich den Bock ab, wie man so schön sagt. Ich fand ihren Look sagenhaft gut 😍 Ich hatte mich eher von den Farben der Show inspirieren lassen. Ich fand mein Outfit super und fühlte mich sehr wohl damit. Es wirkte traditionell, wirklich chinesisch aber nicht. Als ich es probiert hatte, hatte ich die Haare hochgesteckt. Vielleicht lag es daran.

Wir waren alle Superstimmung, als wir in Basel eintrafen und gingen zuerst noch was essen. Ich machte auch gleich noch ein paar Fotos. Darüber bin ich froh, denn vor Ort war dann recht viel Trubel und es war nur noch bedingt möglich, Fotos zu machen.

Ich liebe das Musical Theater Basel! Wie haben hier bereits viele tolle Shows gesehen. Zu meinen Highlight zählen „Elisabeth“ und „König der Löwen. Umso mehr schmerzte es mich, zu lesen, dass das Theater zu Gunsten eines Schwimmbads weichen soll. Was für ein herber Verlust für die Basler Kulturszene.

Nun aber zur Show:

„Shen Yun“ ist ein In New York ansässiges Ensemble für darstellende Kunst, das klassisch chinesischen Tanz und chinesische Volkstänze präsentiert. Die Aufführungen von Shen Yun werden von den lokalen Falun-Dafa-Vereinen veranstaltet und vermarktet. Dies wird auch von Praktizierenden unterstützt, die der spirituellen Praxis Falun Gong angehören, die in China verfolgt wird. Auch die meisten Ensemble-Mitglieder gehören dieser spirituellen Bewegung an. Dies hatte ich vorab nicht recherchiert. Aber es wäre mir wohl auch egal gewesen, da ich noch nie Probleme mit anderen Religionen oder Glaubensgemeindschsften hatte. Jeder soll glauben, was er will.

Mir wäre aber auch dann im Traum nicht in den Sinn gekommen, dass eine Tanzshow so viel Propaganda enthalten könnte…

Die Show bestand aus mehreren anmoderierten Kurzgeschichten, die sich gröstenteils mit der chinesischen Geschichte und Kultur und der Theorie des Falun Gong auseinander setzten. So weit so gut.

Jede Szene hatte eine zauberhafte, bunte Landschaft als Hintergrund. Die anmutigen, akrobatischen Tänzer und Tänzerinnen steckten allesamt in farbenfrohen, traditionell anmutenden Kostümen. Dies alles gefiel mir sehr gut, da ich ein Faible für Ästhetik und Farben habe. Als dann auf dem Hintergrund Gottheiten auf Wolken zur Erde schwebten, liess meine Begeisterung nach. Ich bin kein Fan von kitschigen Animationen. Und hier wurde aus dem Vollen geschöpft. Ich fand die Idee, dass die Darsteller von der Bühne ins Bühnenbild und zurück schlüpfen konnten, faszinierend und es war technisch auch wirklich gut gemacht, aber manchmal ist weniger einfach mehr.

Es war aber in Ordnung, solange es sich um Geschichten aus der Vergangenheit handelte. Jeder Glaube hat seine Geschichten, die oft sehr fantasievoll sind, auch die Bibel enthält jede Menge davon.

Problematisch finde ich es aber, wenn die Gegenwart zu sehr mit ein bezogen wird. Dass Falun-Gong-Anhängern im komunistischen China Organe entnommen und weiter verkauft wurden, ist bittere Realität und erst vor wenigen Woch war so ein Fall in den Medien. Berichte weisen darauf hin, dass Gewissenshäftlinge, hauptsächlich Falun-Gong-Praktizierende, wegen ihrer Organe „auf Anforderung“ hingerichtet werden, um den Transplantationsmarkt Chinas in kürzester Zeit mit Organen zu versorgen und damit die Nachfrage an Lebendorganen zu befriedigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Organraub wegen der grossangelegten Verfolgung von Falun Gong durch die Kommunistische Partei Chinas stattfindet, wodurch Hunderttausende Falun-Gong-Praktizierende ohne gesetzliche Grundlage gefangen genommen wurden und Institutionen sowie Individuen im Transplantationsbereich finanzielle Anreize gemacht worden sein sollen. So etwas dann auf der Bühne zu sehen, war aber doch ziemlich schräg, selbst wenn es der Wahrheit entsprach. Wenn mir ein schönes, farbenfrohes Märchen versprochen wird, möchte ich keinen Tantsachenbericht. Das passt einfach nicht.

Als in einer der letzten Geschichten dann aber eine Flutwelle die Menschheit zerstörte und nur die praktizierenden Falun Gong- Mitglieder errettet wurden, war’s für mich vorbei. Dies ist ein klares Sekten-Szenario und demonstriert pure Überlegenheit. So etwas mag ich gar nicht, egal in welcher Religion, Glaubensgemeinschaft oder Kultur. Das fand ich sehr unpassend und es gab der ganzen Show einen sehr bitteren Beigeschmack.

Und das fand ich wirklich schade, hatte die Show doch auch viel Schönes zu bieten, das nun in den Hintergrund geriet. So gefiel mir der Einsatz von Kostümen und Requisiten sehr. In einem Stück trugen die Tänzerinnen Gewänder mit sehr langen, seeehr langen, schlauchartigen Ärmeln. Wie sie diese einsetzen, fand ich z.B. grossartig. In einem anderen Stück hatten sie grosse, prächtige Fächern, die während des Tanzes immer wieder zu neuen Blumenornamenten angeordnet wurden, was sehr schön und ästhetisch war.

Nur eben, was mir schlussendlich von der Show in Erinnerung bleiben wird, ist das Gefühl, mir die Show einer Sekte auf Mitgliederfang angesehen zu haben. 😒 Schade. Aus diesem Grund würde ich mir auch keine weitere Show mehr ansehen.

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