George Ezra im Hallenstadion Zürich 2023

My house in Budapest
My, my hidden treasure chest
Golden grand piano
My beautiful castillo
You, ooh, you, ooh
I’d leave it all.

George Ezra, Budapest, 2014

Ich mag mich noch erinnern – als ob es gestern gewesen wäre – an diesen Tag in 2014 als wir nach einem Besuch bei Ikea auf der Heimfahrt im em Zug von Dietikon nach Schaffhausen sassen und gemeinsam über die  Namen unsere zukünftigen Meerschweinchen nachdachten. Mama hatte zu dieser Zeit einen totalen Ohrwurm. Es war Geoge Ezras „Budapest“. Sie meinte plötzlich: Wie geht noch einmal der Text von diesem jungen Engländer mit der rauen Blues- Stimme: „Uh oh uh oh Habibidu?“ Und einige Monate später zog ein kleines Meerschweinchenböcklein Sir Habibidu bei uns ein.

Obwohl wir  den Text von Budapest kennen, hören wir immer noch „Uh oh uh Habibidu“, das kriegen wir seit mittlerweile 9 Jahren nicht mehr weg. 🙂

Im Mai 2022 erfuhren wir, dass George Ezra auf seiner Tour einen Abstecher in die Schweiz machen und im Hallenstadion spielen würde. Keine Frage, dass wir uns Tickets besorgen mussten. Bevor ich wir über das Konzert an sich berichten, noch einige Hintergrundinfos zu George Ezra, da genau diese es sind, die einen Künstler menschlich machen.

Wer ist George Ezra Barnett:

George Ezra hatte sein Bühnendebüt bereits mit 13 Jahren in einer Coverband. Nach der obligatorischen Schulpflicht trat er regelmässig als Solokünstler auf. 2011 begann er ein Studium am Bristol Institute of Modern Music. welches es nur ein Jahr später schon wieder abbrach, um sich ganz auf seine Musikkarriere zu konzentrieren. – ein wohl kalkuliertes Risiko bei diesem Talent, denn plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Im Frühjahr 2012 wurde sein Song „Angry Hill von BBC Bristol ausgewählt und im Radio gespielt. 2013 stand er auf der Introducing Stage am Glastonbury-Festival.  Seinen internationalen Durchbruch hatte George Ezra  2014 mit  dem besagten Titel „Budapest“, welcher sowohl in Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Top Ten aufstieg. In Deutschland und Österreich erhielt die Single sogar Gold-Satus.

Aus dieser Zeit stammt seine charakteristische zentimeterlange Narbe  über dem rechten Auge des Sängers. Ja, ist blöd gelaufen damals. Im wahrsten Sinne des Wortes. Als Ezra 2010 in Bristol studiert, ist Marky Ramone von den Ramones Gastdozent, George will die Vorlesung auf keinen Fall verpassen und rennt im Uni-Flur prompt gegen eine Wand. Viel Blut. Dicke Narbe. Alles egal. Die Notaufnahme muss bis nach der Uni warten.

Er hat eine ältere Schwester, Jessica, welche ihn seit seinem Karrierestart unterstützt und auch auf Tour immer dabei ist. Sie und der gemeinsame Vater sassen praktisch neben uns im Hallenstadion, das fanden wir richtig sympathisch. Auch sein um drei Jahre jüngerer Bruder Ethan James ist Sänger und Songwriter, und ist unter dem Namen Ten Tonnes bekannt.

Das Konzert am 25.02.2023

Bei vielen Künstlern bildet die Fangemeinde eine Einheit, alterstechnisch, aber auch was das Äussere angeht. George Ezra-Fans hingegen decken die ganze Bandbreite ab. Von der Oma bis zum Kindergärtner war alles vertreten. Ezra vermag offensichtlich generationsübergreifend zu begeistern. So war es sehr spannend, zu sehen, wer sich hier alles so tummelte.

Leider hatten wir George Ezra nie zu Beginn seiner Karriere live gesehen, als Kritiker seine Konzerte als „effektarm, aber stimmgewaltig“ beschrieben. So erwarteten auch wir eher einfach den Jungen mit der Gitarre und der grossen Stimme. „Effektarm“ wäre uns am 25. Februar definitiv nicht in den Sinn gekommen.

Beinahe unbemerkt installierte sich zuerst die Band, dann erklangen die ersten Klänge von „Anyone for you (Tiger Lilly)“, die Spannung stieg, die ersten Zuschauer begannen zu jubeln und dann betrat Mr. George Ezra von links die Bühne. Freudenstrahlend nahm er seine Ovationen entgegen, begrüsste das Publikum, griff sich seine Gitarre und legte mit seiner unverwechselbaren Stimme los. George Ezra sieht mit fast 30 Jahren zwar immer noch wie der brave Schuljunge von neben an aus, ist aber durch und durch Profi. Im kompletten Jeansoutfit beherrschte er vom ersten Moment an die Bühne und sein Publikum, das aus der ganzen Schweiz angereist war.

Da wir Sitzplätze hatten, die zwar wirklich gut waren, aber doch ein Stück von der Bühne entfernt, schätzen wir, dass die beiden Leinwände, die links und rechts der Bühne installiert waren, mit wechselnden Einstellungen Nahaufnahmen des Geschehens auf der Bühne wiedergaben. Die Retro-Filter, welche gerade zu Beginn eingesetzt wurden, passten stilistisch perfekt, da Ezra mit seiner markanten Stimme tatsächlich nicht wie der typische Künstler unserer Zeit wirkt. Wir hätten ihn uns gut an der Seite des jungen Elvis Presley vorstellen können. Um noch mal auf den Begriff „effektarm“ zurück zu kommen: Natürlich gab es keine Hebebühnen, niemand schwebte an einem Seil auf die Bühne und er wurde auch von keiner 20-köpfigen Tanzgruppe unterstützt aber all das hätte fehl am Platz gewirkt und von dem abgelenkt, was wichtig war. Die Lichteffekte waren aber wirklich toll und energetisch.

Während 90 Minuten spielten er und seine 7-köpfige Band sein vielseitiges Repertoire. So durften „Cassio“, „Green Green Grass“ und natürlich „Budapest“ nicht fehlen. Das gefühlvolle „Hold my girl“, verwandelte das Hallenstadion dank der unzählige Handylichter in ein Lichtermeer und bei „Paradies“ riss es alle von den Sitzen. Einer dieser Momente, in denen wir ein bisschen eifersüchtig auf die Besucher auf den Stehplätzen waren, da sie einfach wild drauf los tanzen konnten.

Zwischen den Songs wandte sich Ezra immer wieder an sein Publikum, um Anekdoten zur Entstehung einiger seiner Songs zu erzählen, die zum Teil aus drei notierten Worten in seinem Notizbuch entstanden waren. Das ganze Konzert schien perfekt choreographiert, ohne zu einstudiert zu wirken, was es aber sein musste. Und für die, sich fragen, ob George Ezra live genau so sympathisch ist, wie er in Interviews immer rüberkommt, denen können wir dies bestätigen. Er fühlt sich einfach wohl mit dem was er tut, geniesst es, lebt es und lässt sein Publikum an seiner Freude und Begeisterung teilhaben.

Charlene und ich waren an diesem Abend nur die Begleitung unserer Mama, welche seine Karriere von Tag an mitverfolgte und sich diesen Besuch gewünscht hatte. Wir waren aber von Ezras Professionalität und Souveränität so beeindruckt, dass wir uns jederzeit wieder Tickets besorgen würden, sollte er wieder einmal im Hallenstadion aufschlagen.

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