Für viele Menschen ist es eine lange und teilweise wirklich anstrengende Reise voller Ups and Downs, sich selbst zu akzeptieren und lieben zu lernen.
Als junger Mensch probiert man verschiedene Looks aus und greift dabei, rückblickend betrachtet, teilweise auch ziemlich daneben, aber alles ist Teil des Selbstfindungsprozesses.
Ich habe einiges ausprobiert, aber nie die krassesten Looks. Keine übertrieben schrägen Haarfarben oder -schnitte und in der Regel blieb ich einem Look auch immer sehr lange treu.
Meine ganzen 20er trug ich meine Haare taillenlang und tiefschwarz. Ich dachte wirklich, es sei MEIN Look. Nie hätte ich daran gedacht, dass sich diese Meinung ich 2016 auf einmal ändern würde. In einem mühevolle Prozess entzog ich meinen Haaren die Farbe und das Leben, bis am Schluss nur noch gelbe, brüchige Fäden übrigblieben. Diese versuchte ich dann mit Clip-in-Extensions zu verdichten. 2018 hatte ich dann genug und Schnitt die Haare auf etwas über schulterlang. Ein Jahr später Schnitt ich mir einen feathered Pony und da war er, mein Look.
Ich glaube, ich hatte mich noch nie so sehr wie ich selbst gefühlt. Hätte mir 10 Jahre zuvor jemand gesagt, dass ich blonde, kürzere Haare tragen würde, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Aber da war ich und fühlte die wahre Charlene.
Was mich aber immer wieder erstaunt, ist Folgendes: Wenn man absolut zufrieden mit sich ist und das ev. auch ausstrahlt, lockt das ganz spezielle Menschen aus ihren Verstecken, Menschen, die Dinge sagen wie: „Vermisst du deine langen Haare nicht? Das sah so weiblich aus“, oder „Ich möchte dich mal mit Zopf sehen. Dann könnte ich dir sagen, ob dir das steht. “ Ev. ist es aber auch: „Die schwarzen Haare haben deine blauen Augen viel mehr betont“, oder „Deine Naturhaarfarbe würde dir viel besser stehen.“
Ich weiss nicht, woher dieser Drang in gewissen Menschen herrührt, anderen ungefragt ihre Vorstellungen seines Äusseren mitteilen zu müssen. Als ob man sein Leben lang keine Ahnung gehabt hätte, was man will und nun erleuchtet würde. Ich weiss nicht, ob es Gemeinheit ist, bewusst oder unbewusst, reine Dummheit oder ein Mangel an Feingefühl, was aber alle verbindet ist diese extreme Überzeugung, dass sie sowas sagen dürfen oder müssen, da sie nur „ehrlich“ sind.
Ehrlichkeit setzt meines Erachtens immer den Wunsch nach einer Zweitmeinung voraus. Wenn ich dich frage, was du von meiner Frisur hältst oder ob ich dir mit langen schwarzen, statt kürzeren blonden Haaren besser gefallen habe, dann gebe ich dir bewusst die Erlaubnis, mit deine Meinung zu sagen. Und dann muss ich auf gefasst darauf sein, ev. eine kritische Aussage zu meinem Äusseren zu hören. Und das ist dann auch völlig ok.
Wenn ich mir aber absolut gefalle und weiss, dass ich in nächster Zeit mit 100%iger Sicherheit nichts an meiner Frisur ändern möchte, dann Frage ich mit Sicherheit niemanden nach seiner Meinung. Wenn es mit gefällt, dann gefällt es mir. Punkt. Dieses Selbstbewusstsein sollte man definitiv haben.
Aber ich glaube, genau dieses Selbstbewusstsein ist es, das manche Menschen provoziert und in ihnen den Drang weckt, es ein wenig zu schwächen, indem sie versuchen, mit selbstverständlich nur gut gemeinten Aussagen, deiner Sicherheit einen Knacks zu verpassen.
Genau diese Unart ist es auch, die auf Social Media teilweise richtig heftig ausgelebt wird. Wenn jemand öffentlich ein Foto oder Video von sich postet, spricht das für Mut, da es einen angreifbar macht. Welche armseligen Kreaturen haben es nötig, diese Person dann tatsächlich anzugreifen? Lob, Unterstützung, Ermutigung, Komplimente, sowas braucht es und das versuche ich zu geben. Und wenn mir etwas nicht gefällt, dann ignoriere ich es einfach. Das ist meiner Meinung nach der einzige, richtige Weg, mit einander zu leben.
By the way: 2022 ist meine Frisur total in:








