Ich finde es ja immer etwas doof, wenn bestimmte Leute, die zufälligerweise in eine bestimmte Kultur hineingeboren wurden, anderen verbieten wollen, Teile ihrer Kultur zu verwenden. Es gibt ja z.B. immer wieder Diskussionen, ob hellhäutige Menschen denn Braids tragen dürfen, oder ob dies ganz der afrikanischen Kultur vorbehalten sei. Auch diese traditionellen Chinesischen Kleider (Cheognsam) erfreuen sich grosser Beliebtheit (ich stehe übrigens auch total drauf, da sie so wunderschön weiblich sind) und auch hier las ich schon von Auseinandersetzungen, ob und in welcher Form das Tragen dieser Kleider für Nicht-Chinesinnen angebracht sei. Hierzu sage ich immer wieder, mein Gott, seid doch stolz darauf, dass eure Kultur Elemente hat, die auch von Aussenständigen als toll empfunden werden.
Aber dann, meistens um den 17. März rum, ertappe ich mich selbst dabei, wie ich etwas miesepetrig die St.Patrick’s Day-Posts oder Stories von Nicht-Iren anschaue und mir so denke: Aber ihr habt ja gar nichts mit Irland zu tun! Ok, ich bin auch keine Irin, aber hey, väterlicherseits habe ich meine Wurzeln in Irland. Lynch ist sogar einer der drei ältesten irischen Familienamen, Lynch ist einer der 14 Stämme von Galway. . Ausserdem habe ich Irish-Dance gelernt, mich mit der keltischen Kultur befasst, und, und, und… Auf diese Art und Weise versuche ich dann meinen St.Patrick’s Day-Post zu rechtfertigen und meine Verbindung aufzuzeigen, auch wenn mich überhaupt niemand danach gefragt hat. Nein, ICH bin es ja, die sich irgendwie betupft fühlt. Richtig dämlich eigentlich.
Irland hat gerade bei Jungen ja so einen speziellen Status. Viele waren mal im Sprachaufenthalt dort oder in ihren Ferien und haben sich wohl in die Lebensart dort verliebt. Eigentlich etwas sehr Schönes. Dennoch ärgert es mich manchmal. Kennt ihr das auch, dass ihr teilweise seltsame Empfindungen habt, die ihr gar nicht wirklich entschlüsseln könnt?
Und heute ist es ja wieder soweit. Hier ist mein traditioneller St.Patrick’s Day-Post mit grünem Kleid, lustigem Hütchen und Valserwasser-Flaschen, die zufällig rumstanden und farblich so gut passten und ich einfach die Farbe Grün feiern wollte…
Ich denke, es ist einfach die Art der Menschen, sich gerne zugehörig zu fühlen und zu feiern, wenn sie eine Kultur gefunden haben, die ihnen entspricht. Durch Kleidung, Farben, Musik etc. werden wir Teil einer grossen Gruppe. Dadurch beschäftigen wir uns aber vielleicht auch mehr mit der entsprechenden Kultur und wollen mehr darüber lernen, was ja absolut lobenswert ist. Ich meine, als meine ganze Familie ihre Bollywood-Phase hatte und wir mit Scheitelschmuck, Glitzerketten und Armreifen, die wir uns zuvor in Indischen Geschäften gekauft hatten, an Bollywood-Shows oder Feste gingen, beschäftigten wir uns auch eingehend mit der Kultur (gut, meine Familie fast mehr, als ich, ich fand einfach die Filme und den Schmuck gut). Wir wollten einfach Teil davon sein. Und hätte uns da jemand schief angeguckt und gesagt, hey, es steht dir nicht zu, sowas zu tragen, du bist nicht aus Indien, wäre für uns wohl eine Welt zusammen gebrochen.
Deshalb reisse ich mich zusammen und versuche mich daran zu freuen, dass am heutigen Tag alles ein bisschen grüner ist (wenigstens Kleider- und Accessoire-technisch, da es draussen ja wieder nach Winter aussieht) und der Hashtag #stpatricksday so viele Menschen zeigt, die Irland lieben und dies mit der Farbe Grün ausdrücken wollen, egal woher sie tatsächlich stammen.
Happy St. Patrick’s Day!










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