Cats ist eines der erfolgreichsten und bekanntesten Musicals aller Zeiten. Wie auch schon „Jesus Christ Superstar“ stammt es aus der Feder von Hit-Musicalkomponist, Sir Andrew Lloyd Webber und basiert auf dem 1939 erschienenen, in England sehr populären Werk Old Possum’s Book of Practical Cats, einer für Kinder geschriebenen Gedichtsammlung von T. S. Eliot.
Cats war eines der ersten Musicals, die ich mir auf CD richtig oft anhörte und sogar auf dem Klavier spielte (obwohl das eine ziemliche Anfänger-Partitur war). Auf jeden Fall sind mir die Melodien unglaublich vertraut und haben einen hohen emotionalen Wert. „Memory“ ist wohl einer der bekanntesten Musical Songs ever. Ich würde behaupten, dass bei einer Passantem 80% sagen würden, dass sie den Song kennen und mit Sicherheit hätten auch ein Grossteil davon das Musical bereits gesehen.
Sogar wir haben es bereits zwei Mal auf der Bühne gesehen, wobei ich jetzt schon vorweg nehmen kann, dass diese Tour-Produktion einiges besser war, als die letzte, da bei dieser damals die Rolle des Rum Rum Tugger verändert worden war, was weder bei uns noch bei anderen gut angekommen ist. Gute Dinge sollte man manchmal einfach so lassen, wie sie sind. Denn die Originalversion ist ein Meisterwerk!
In Cats geht es darum, dass ein Mal im Jahr auf einer Londoner Müllkippe eine große Katzenschar zusammenkommt, um den Jellicle Ball zu feiern. Am Ende des Balls wird eine Katze erwählt, wiedergeboren zu werden und ein neues Katzenleben zu bekommen. Während des Stücks lernt man die einzelnen Katzen kennen (also nur die wichtigsten). Mit einer Revuenummer stellen sie sich selbst vor oder besingen eine der anderen Katzen. – Für jemanden, der Cats noch nie gesehen hat, mag das reichlich seltsam oder auch langweilig klingen, aber Cats hat einen ganz eigenen Charme, soviel kann ich versprechen.
Cats lebt von seinen akrobatischen und komplexen Choreographien. Wer Tanz liebt, kommt hier definitiv auf seine Kosten. In Cats gibt es nur drei Rollen, die keine Tanzeinlagen haben, nämlich die ganz alten Katzen/Kater. Sonst sind alle gleichermassen gefordert. Gesanglich wird aber ebenfalls einiges erwartet. Bei Cats werden also die Multitalente gecastet.
Aber nicht nur tänzerisch und gesanglich sind die Darsteller auf Topniveau, immer wieder faszinierend sind auch die darstellerischen Fähigkeiten. Wer in Cats spielt, muss bereit sein, sich ganz in seine Rolle zu geben und darin zu bleiben, bis er wieder in seiner Garderobe ist. Bei Cats hat man tatsächlich oft das Gefühl, keine Menschen vor sich zu haben. Es ist faszinierend und etwas unheimlich zugleich. So kann da z.B. eine „Katze“ keine 2 Meter von dir entfernt auf der Bühne sitzen und dich unverwandt fixieren, wie es sonst nur wirkliche Katzen machen. Und wenn man das Glück hat, Plätze in der ersten Reihe zu haben und die schönen Tiere dann direkt vor dir durchschleichen oder dich auch schon mal etwas direkter angehen, ist das ein unglaubliches Erlebnis. Bei Cats muss man auf alles gefasst sein…
Grundsätzlich kann und will man bei diesem Musical keine Darsteller hervorheben. Ehrlich gesagt, ist es sehr schwierig, die Darsteller unter den Rollen wahrzunehmen, weil sie so sehr ihre Rolle sind. Aber Russell Dickson war ein grossartiger Munkutrap (der inoffizielle Anführer der Jellicle Cats) mit einer enormen Bühnenpräsenz und einer tollen, intensiven Verbindung zum Publikum. Munkustrap fungiert auch ein wenig als Erzähler und zählt zu den Hauptrollen. Ebenfalls versucht er sein Rudel vor den Angriffen Macavitys (der kriminelle Kater des Stücks) zu beschützen. Ein wirklich schöne Rolle.
Als Publikumsliebling und sexy Kater, Rum Tum Tugger, stand Ed Kingsley Wayde auf der Bühne und verzauberte alle mit seiner verspielten, frechen Art. Er war es auch, der mit dem Publikum ziemlich direkt auf Tuchfühlung ging. Rum Tum Tugger ist eine zuerst sehr leichtherzig anmutende Figur, die ihre Wirkung auf die ganzen Kätzchen nur zu gut kennt und sich in ihrer Anbetung sonnt. Im Verlauf des Stücks kommt es aber auch zu tiefgründigeren Momenten.
Jacinta Whyte verkörperte die Rolle der Grizabella, der ehemaligen Glamour Cat, fast schon verstörend intensiv und nachvollziehbar und sang das berühmte „Memory“ mit viel Gefühl und voller Leid und Melancholie. „Memories“ ist immer einer der Höhepunkte des Musicals und wenn die anderen Katzen endlich ihren Argwohn gegenüber Grizabella ablegen und sie in ihrer Mitte aufnehmen, kommen mir wirklich die Tränen, wenn es gut gespielt ist, was hier definitiv der Fall war. Kompliment!
Sarah-Marie Maxwell als Jennyanydots brachte echtes Broadway-Feeling auf die Bühne. Die dicke, gemütliche Katze, die Mäuse dressiert, ist eine der fröhlichen, „leichten“ Rollen. Leicht aber nicht im Sinne von „anspruchslos“, denn das ist sie definitiv nicht. Sarah-Marie Maxwell begeisterte mit ihrer Stepptanz-Nummer das Publikum. Und ja, auch alle anderen Katzen müssen Stepptanz beherrschen Cats ist wirklich etwas für Profis.
Was ich auch sehr liebe, ist das Bühnenbild von Cats. Der überdimensionierte Schrottplatz, der dabei helfen soll, den Eindruck zu erwecken, dass die Darsteller nur Katzengrösse haben, ist mit so viel liebevollen Details gespickt. Man könnte sich nur schon stundenlang den ganzen Müll anschauen und würde immer wieder etwas Neues entdecken. Ich bin jedes Mal hellauf begeistert. Gerade für eine Tour Produktion ist es erstaunlich. Auch wunderschön, ist der Einsatz von Licht, der eine herrlich nächtliche Atmosphäre erzeugt und die LEDs sowie die Pyroeffekte. Cats hat wirklich alles, was es braucht.
Das Musical ist jetzt vorerst weiter nach München gezogen, wird aber im Januar 2023 noch einmal im Basel im Musical Theater zu Gast sein. Falls ihr die Chance nutzen möchtet, euch diese grossartige Show anzusehen!











